Fair Trade Schmuck aus Berlin: Der Weg zu eurem perfekten Ehering

Ein Interview mit der Goldschmiedin Julia Fellner

Eure Eheringe sind das Zeichen eurer Liebe und Beständigkeit, das ihr nach außen hin stolz an eurem Finger tragt. Es wird auch als Symbol der Unendlichkeit der Liebe gesehen.

Schon in der Antike gab es Eheringe, doch er wurde nur von der Frau getragen und war mehr ein Symbol des Besitzes als ein Symbol der Liebe. Gut, dass sich die Bedeutung in der Geschichte gewandelt hat und inzwischen auch der Mann einen Ring trägt. So hat der Ring hat eine schöne Wandlung durchgemacht: Vom Symbol des Besitzes hin zum Zeichen der Verbundenheit und Treue.

Auf die Ringwahl wird viel Wert gelegt. Es wird gesucht und geschaut, doch eine Frage wird dabei oft vergessen: Wo kommt eigentlich das Material her, aus dem das Symbol meiner Liebe gefertigt ist?

Sollte ein Schmuckstück, das ihr für immer an eurem Finger tragen werdet und das eure Liebe symbolisiert, nicht leidfrei und ökologisch sein?

Denn was viele nicht wissen: Leider produziert jeder herkömmliche Ehering 20 Tonnen Giftmüll, verpestet Flüsse, Grundwasser und ganze Ozeane. Stellt euch vor: In eurer Wohngegend wird Gold entdeckt und ihr werdet gezwungen umzuziehen, damit es abgebaut werden kann. Ihr könnt nie wieder in eure Heimat zurück, denn die wird es, so wie ihr sie kennt, nicht mehr geben. Ganze Landstriche werden vergiftet zurückgelassen und sind unbewohnbar.

Wir haben Glück, denn in Deutschland wird kein Gold unter fragwürdigen Bedingungen gewonnen und wir haben festgelegte Umweltstandards. Doch die Länder, in denen diese Metalle abgebaut werden, haben nicht diese Bestimmungen nicht.

Uns stellt sich die Frage: All das Leid nur damit wir etwas Schönes, etwas Funkelndes an unserem Finger tragen können, um zu zeigen, dass wir unseren Seelenverwandten an unserer Seite haben?

Gibt es nicht auch einen anderen Weg?

Es ist an der Zeit, dass der Ehering eine neue Wandlung durchlebt, denn es gibt viele Alternativen. Stichwort: Fair Trade Schmuck aus Berlin.

Wir möchten euch zu diesem Thema Julia Fellner aus Berlin vorstellen. Sie ist eine Schmuckdesignerin, die ihren Schmuck aus fair gewonnen Materialien herstellt. In unserem Interview gibt sie Einblicke, warum Fair Trade Schmuck so wichtig ist und auf was ihr beim Kauf eurer Eheringe achten solltet.

1. WAS WAR FÜR DICH DER WENDEPUNKT, UM IN DIE FAIR FASHION INDUSTRIE EINZUSTEIGEN?

"Am ersten Tag meiner Ausbildung hat die Lehrerin in der Berufsschule den Lehrplan vorgestellt. Der Abbau von Gold würde erst ganz zum Schluss behandelt werden, da im vorherigen Jahr eine Auszubildende direkt zu Beginn ihre Lehre abgebrochen hat. Die Information, wie die Materialien, mit denen sie arbeiten würde, die Umwelt belasten würden, war der Ausschlag dafür.

Diese Aussage hat mein Bewusstsein für die Herkunft der Edelmetalle geprägt und war mein anfänglicher war der Antrieb mich zu Beginn meiner Selbstständigkeit noch tiefer in die Thematik zu begeben"

2. WELCHE AUSWIRKUNGEN HAT DER HERKÖMMLICHE GOLDABBAU UND WORAUF BEZIEHT SICH DER BEGRIFF "FAIRES GOLD"? NUR AUF DEN VORGANG DES ABBAUS ODER AUCH AUF DIE ARBEITSBEDINGUNGEN DER ARBEITER*INNEN UND AUF DIE KINDERARBEIT?

"Es gibt unterschiedliche Wege Gold abzubauen. Großindustriell betrachtet arbeiten gar nicht so viele Menschen in den Mienen. Da betrifft es eher die Umwelt, die schrecklich darunter leidet.

Das muss man sich so vorstellen: Erst muss viel Erz abgebaut werden, in dem meist nur minimal Gold enthalten sind. Man spricht von einer Tonne Erz für ein Gramm Gold.

Das Gold aus dem Erz zu gewinnen, ist ein langwieriger Prozess. Die Mengen an Gestein werden mit großen Machinen fein gemahlen. Dann kommt das gemahlene Gestein eine Lauge mit Zyanid, hierbei trennt sich das Gold vom Erz.

Der ganze Abfall, auch Toxic Waste genannt, wird dann in großen Dämmen eingelagert. Oft in Ländern, die keine strikten Richtlinien zur Entsorgung haben.

Um Kosten zu sparen, werden diese Dämme oft schnell und nicht besonders sorgsam gebaut. Unter starken Witterungsbedingungen kann es zu Dammbrüchen kommen.

Um sich das besser vorzustellen: Die Dämme sind wie riesige Seen, der Unterschied ist, dass sie mit Gift gefüllt sind.

Zusätzlich produziert der "Abfall" also die Überbleibsel der Unmengen an Zyanidgetränktem Erz, in Verbindung mit Sauerstoff Blausäure. Also das, was auch in Batterien verwendet wird. Das gerät ungestört in die Atmosphäre.

Eine weitere Art Gold abzubauen findet im sogenannten Bergbau statt. Hier wird teilweise unter sehr menschenunwürdigen Bedingungen gearbeitet und Kinderarbeit kann an der Tagesordnung sein.

Im Bergbau wird hauptsächlich Quecksilber verwendet, um das Gold zu gewinnen. Denn auch Quecksilber kann Gold von Schlamm und Gesteinen trennen.

Die Quecksilbermischung wird erhitzt und am Ende bleibt nur das Gold übrig, da Quecksilber einen niedrigeren Schmelzpunkt hat.

Der Dampf des Nervengifts Quecksilber, wird in diesem Prozess ohne jeglichen Schutz direkt eingeatmet. Die Minenarbeiter*innen haben durch diese gesundheitsschädlichen Arbeitsbedingungen keine lange Lebenserwartung.

Es ist traurig denn die Menschen sind natürlich freiwillig auf den Minen tätig und hoffen vom Goldrausch reich zu werden. Stattdessen verlieren sie ihr leben oft sehr jung indem sie zum einen mit giftigen Materialen in Berührung kommen und zum anderen auch in riskanten Minen arbeiten, die wenig bis gar keine Sicherheitsvorkehrungen geben und Menschen ihr Leben in an Erdrutschen verlieren-

In Südamerika spricht man mittlerweile davon, dass Gold das neue Kokain ist. Es wird so viel Regenwald dafür abgeholzt. Das toxische Quecksilber-Zyanid Gemisch muss ja ebenfalls irgendwo hin und den Menschen ist das völlig egal.

Der Regenwald wird systematisch zerstört und die Schäden sind irreparabel. Doch wirklich interessieren tut es kaum jemanden.

In Deutschland wird viel recycelt, denn Deutschland ist ein reiches Land. Gold liegt oft herum um dann irgendwann ggf verkauft zu werden und somit wieder in den Umlauf gerät.

Leider deckt recyceltes Gold nur etwa 30 % des weltweiten Goldbedarfs ab. Die anderen 70 % kommen aus konventionellem Abbau.

Deshalb halte ich es für essenziell notwendig faire Minen zu unterstützen, sodass diese wachsen und man langfristig auf nachhaltige Art und Weise Gold oder Silber gewinnen kann."

3. WIE DEFINIERST DU FAIRES GOLD?

"Zunächst geht es um die faire Bezahlung der Mitarbeiter und sichere Arbeitsbedingungen. Kinderarbeit ist verboten und es gibt Schulförderprogramme für die Kinder der Mitarbeiter. Außerdem ist der Verzicht bzw die Minderung von Chemikalieneinsatz, wie Zyanid und Quecksilber ein wichtiger Punkt. Mittlerweile gibt es Alternativen zu Chemikalien, die allerdings weniger ertragreich sind.”

4. WOHER BEZIEHST DU DEINE MATERIALIEN, UM DAMIT FAIR TRADE SCHMUCK HERZUSTELLEN?

"Bei Eheringen schmelze ich oft Familiengold der Kunden ein und schaffe daraus die neuen Schmuckstücke. Was ja auch immer eine schöne und emotionale Sache ist, wenn zum Beispiel die Großeltern schon eine gute Ehe hatten und das den Enkeln mit auf den Weg geben wollen.

Für die Produkte in meinem Onlineshop oder wenn Brautleute eben kein Familiengold haben, beziehe ich zusätzliches Gold von einem zertifizierten Goldhändler oder Waschgold aus Finnland."

5. GIBT ES DENN ZERTIFIKATE, DIE EINEN FAIREN ABBAU GARANTIEREN, WIE IM BIOHANDEL?

"Es gibt viele Zertifikate auf dem Markt. Ich rate zu den Zertifikaten Fairtade und Fairmined. Das sind die, die beim Gold- und Silberabbau sehr hohe Standards haben.

Manchmal wird einem suggeriert ein nachhaltiges Schmuckstück zu kaufen, indem man damit wirbt wie nachhaltig es hergestellt wurde um vom Gold oder Silber selbst abzulenken. Da fällt man schneller drauf rein als man zu Anfang meinen könnte. Hier ist also Vorsicht geboten.

Ich rate auf jeden Fall beim Kauf in der Goldschmiede oder im Geschäft nach einem entsprechenden Zertifikat zu fragen."

6. VOR ALLEM FÜR VERLOBUNGSRINGE SIND DIAMANTEN SEHR BELIEBT. ICH BEFÜRCHTE, IN DER DIAMANTGEWINNUNG HERRSCHEN ÄHNLICHE ZUSTÄNDE. DER BEGRIFF "BLUTDIAMANT" IST NICHT UNBEKANNT UND KRIEGE WERDEN DESHALB AUCH GEFÜHRT. WELCHE MÖGLICHKEITEN GIBT ES FÜR FAIRE DIAMANTEN UND STEINE?

"Gerade der Edelsteinabbau bekommt noch weniger Aufmerksamkeit als der Gold- und Silberabbau. Außer es handelt sich um Diamanten.

Ich arbeite hauptsächlich mit recycelten Diamanten. Die kommen aus alten Schmuckstücken, werden nach Reinheit geprüft und ggf neu geschliffen.

Dann gibt es noch faire Diamanten aus Australien oder Kanada und alternativ Labgrown Diamonds. Das sind Diamanten, die mit einem Hochdruckverfahren künstlich hergestellt werden.

Sie sind zwar künstlich hergestellt, aber trotzdem echt.

Für mich persönlich ist das keine Option, weil ich an die Kraft von Edelsteinen glaube und die ist bei industriell hergestellten Steinen nicht gegeben. Dennoch ist es eine tolle Innovation und ich finde es toll, dass Unternehmen mit diesen Diamanten arbeiten.

Diamanthandel wird in Europa sehr ernst genommen und der Handel mit Diamanten aus Konfliktgebieten ist verboten.

Farbedelsteine hingegen werden noch nicht ganz so streng gehandelt wie Diamanten. In Deutschland gibt es nur wenige Farbedelsteinhändler, bei denen man die Lieferkette der Farbedelsteine nachverfolgen kann. Denn die Wege, die so ein kleiner Edelstein zurücklegt, sind immens. Vom Abbau zum Schliff und so weiter und am Ende weißt du gar nicht, wo der Stein wahrhaftig herkommt.”

7. KANNST DU EINEN PREISRAHMEN FÜR DEINEN FAIR TRADE SCHMUCK AUS BERLIN ANGEBEN?

"Das unterscheidet sich sehr. Jede*r Kunde*in hat andere Vorstellungen, wie das Schmuckstück aussehen soll.

Wenn ich vom Kunden mitgebrachtes Gold verwende, dann liegt das bei einem einfachen Ring bei ungefähr 150 Euro für die Anfertigung, was meiner Arbeitszeit entspricht. Je aufwendiger das Schmuckstück werden soll, desto mehr Zeit brauche ich und desto teurer wird der Ring.

Einfache Eheringe aus Finnischem Waschgold liegen für das Paar bei ca. 800-1000€

Upcycling Materialien liegen im Verhältnis von 1/3 zum Preis mit Waschgold."

8. HAST DU NOCH EINEN ABSCHLIESSENDEN TIPP FÜR KUNDEN*INNEN, WORAUF SIE BEIM KAUF ACHTEN SOLLTEN

“Jeder sollte sich vor dem Kauf zwei Fragen stellen:

1. Brauche ist den Schmuck wirklich? Habe ich nicht schon schöne Schmuckstücke oder kann ich nicht vielleicht einen vorhandenen Ring oder Ohrring bei einem Goldschmied umarbeiten lassen?

2. Wenn man kein Altgold besitzt und neuen Schmuck kaufen will, sollte man ganz kritisch bleiben: Woher kommt der Rohstoff des neu zu erwerbenden Schmucks und gibt es Zertifikate?”

Vielen Dank an Julia für deine Einblicke und die wertvollen Informationen zum Goldabbau.

Wer jetzt also auf faire Eheringe setzen will, kann bei Julia Fair Trade Schmuck aus Berlin bekommen und trägt damit ganz individuelle Ringe, die nicht nur ein Leben lang halten, sondern auch noch unter guten Bedingungen hergestellt sind.

Schaut auf ihrer Homepage vorbei: Julia Fellner

Solltet ihr noch weitere Fragen an Julia haben, dann könnt ihr sie gern in die Kommentare schreiben und wir leiten sie selbstverständlich weiter.

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